GESCHICHTE, GEGENWART UND ZUKUNFT
Die Kultur- und Wegekirche zu Landow im Wandel der Zeit
700 Jahre
700 Jahre
Kirche zu Landow
Die von vielen Zeitschichten gezeichnete Dorfkirche in Landow ist über 700 Jahre alt und liegt an der alten Salz- und Heringsstraße, einem der drei bedeutenden mittelalterlichen Handelswege Rügens. Die Kirche ist der Mittelpunkt des ehemaligen Pfarrdorfes mit Pfarr-, Küster-, Pfarrwitwenhaus und Pfarrbauernhof. Sie markiert eine Anhöhe in der Boddenlandschaft und erinnert an die historische Furt durch die inzwischen verlandete Landower Wedde. Die Ortschaft Landow findet 1333 ihre erste Erwähnung und das Benennen von zwei geistlichen Bruderschaften (1369, Kalandbruderschaft) zeugt von der Bedeutung Landows im späten Mittelalter.14. bis 16. Jahrhundert
14. bis 16. Jahrhundert
Der Kirchenbau
Nach der Christianisierung Rügens ab 1168 ist der jetzige Bau im Zuge der im 14. Jh. auch auf Rügen einsetzenden deutschen Einwanderung erbaut worden. Aufgrund eines wissenschaftlichen Gutachtens im Jahr 2004 konnte der Baubeginn auf das Jahr 1313 datiert werden. Der polygonal geschlossene und gewölbte zweijochige Chor ist um ca. 1400 entstanden. Der Turm wurde vermutlich 1733 aufgesetzt. Bei dem noch teilweise im Kirchenraum sichtbaren Fachwerk handelt es sich um Überreste eines ursprünglich eigenständigen Fachwerkbaus, der erst im 16. Jh. mit Backstein ummauert wurde. Damit ist die Kirche in Landow der älteste bekannte Fachwerkkirchenbau in Norddeutschland und im gesamten Raum der südlichen Ostsee. Die Kirche stellt einen späten Ausläufer der gotischen Architektur in der Region dar und ist in die »Europäische Route der Backsteingotik« aufgenommen.18. Jahrhundert
18. Jahrhundert
Bauergänzungen
Der Turm der Kirche wurde vermutlich 1733 aufgesetzt. Im 18. Jh. kommt eine reiche barocke Ausstattung in die Kirche, darunter Altar, Taufe, Kanzel und Patronatsgestühl von Elias Kessler aus Stralsund, dem bedeutendsten pommerschen Bildhauer dieser Zeit.1900 - 1950
1900 - 1950
Im Wandel der Zeit
Im Laufe der Jahrhunderte verlagern sich die Verkehrswege auf der Insel, wodurch Landow immer mehr ins Abseits rückt. Besonders im 19./20. Jh. ergibt sich durch den Neubau von Eisenbahn und Straßen sowie der Entwicklung des Ostsee- und Bädertourismus eine periphere Lage. Das kleine Dorf, mit gegenwärtig gut zwei Dutzend Einwohnern, wird schon seit 1934 kirchlich von der Pfarrstelle Samtens betreut. Die umliegenden Güter beherbergen nach 1945 hunderte von Flüchtlingen und Neusiedler, für die evangelische Gottesdienste und auch vereinzelt katholische Messen in der Kirche stattfinden. Auch die Zentralisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft nach 1950 beeinflusst den Bedeutungsverlust Landows.1950-1980
1950-1980
Verfall
Der teilweise heute noch desolate bauliche Zustand der Kirche ist exemplarisch für viele Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern, in denen die grundlegende Bauerhaltungsmaßnahmen oft in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg liegen. Die Inflation der zwanziger Jahre, der Nationalsozialismus, der 2. Weltkrieg und später die Mangelwirtschaft und die politischen Verhältnisse der DDR ermöglichen keine notwendige Instandsetzung und Sanierung von Dorfkirchen. So wird das nur noch wenig genutzte Kirchengebäude in den 1970er Jahren aufgegeben. Die Inneneinrichtung wird in Teilen ausgelagert. Die Holzdecke soll in einer anderen Kirche eingebaut werden. Das Triumphkreuz aus dem 15. Jh. bekommt einen neuen Platz im Stralsunder Gemeindezentrum Knieper-West. Eine Umnutzung als Museum, Atelier oder kirchliches Freizeitheim lässt sich damals nicht realisieren. Das Gebäude bleibt sich selbst überlassen, verwahrlost und zerfällt.1980 – 1990
1980 – 1990
Notsicherung
Dank des Enthusiasmus weniger Menschen wird die Kirche vor dem endgültigen Verfall gerettet. In den 1980er Jahren gelingt einzelnen, für den Denkmalschutz und die Kulturförderung in der DDR engagierten Bürgern eine erste Notsicherung des einsturzgefährdeten Gebäudes.1990 – 2000
1990 – 2000
Neuanfang
Nach der Wende, in den Jahren 1991/92 und 2002/3, erfolgen durch Fördergelder und viele Spenden grundlegende Sicherungsmaßnahmen an Turm, Fenstern, Dach, Fußboden und Außenmauerwerk. Seitdem werden weitere behutsame Erhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen in kleinen Schritten durchgeführt. Hervorzuheben sind zwei akademische Sommerschulen der HfBK Dresden 2005/6, in denen Kunstgut restauriert und die verbliebenen Deckenbretter montiert wurden. Neben der von der EU geförderten Verbesserung der Ausstattung der Kirche 2006 ist das wiederholte Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Vereins Dorfkirchen in Not grundlegend für die Rettung der Kirche gewesen.2000 – Heute
2000 – Heute